Nach über 40 Jahren Arbeitsleben, freute ich mich auf den wohlverdienten Ruhestand. Um etwas Sinnvolles danach zu machen, hatte ich mich entschlossen aktiv bei Neufundländer in Not zu helfen.
Nach kleinen Umbauten am und im Haus und nach einrichten eines Hundehauses habe ich uns dann bei Neufundländer in Not als Pflegestelle angemeldet und bereit gestellt.
Aber was dann losging……., hatte ich mir in den kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Schon am Vortag vor Silvester ging es los. Ich sollte zwei verwahrloste in Not geratene Neufis abholen.
Nach vielen gefahrenen Kilometern kam ich bei besagten Besitzern an, die ihre Neufis aus welchen Gründen auch immer abgeben mussten. Nach einem langen Gespräch und übermitteln von Informationen über die beiden, trat ich mit ihnen die Rückreise an.
A…..4 Jahre und D…2 Jahre, zwei total verwahrloste Neufis, sehr lieb und anhänglich. Während der Rückfahrt trafen sich immer wieder unsere Augen im Rückspiegel. Kein Ton, kein bellen kein winseln, nichts war von den beiden zu hören. ( Mit unseren eigenen Neufis wäre das undenkbar. Sie würden nie bei fremden Menschen in ein Auto steigen.) Sie sahen mich einfach immer nur an. Zwischenstopp bei uns zu Hause. Die beiden inspizierten unseren Garten und machten ihr Geschäft. Die Hündin war nicht in der Lage auch nur ca. 20 Meter zu gehen, dann legte sie sich einfach flach auf den Boden. Mit frischem Wasser versorgt und Pinkelpause ging die Fahrt weiter zu einer Pflegestelle in die Eifel. Davor wurde das Duo aber in einer Tierklinik ganz gründlich untersucht mit großem Blutbild und Röntgen der Gelenke. ( Bericht über A. und D. bei Neufundländer in Not ).
Nach vielen Gesprächen sollten die zwei dann endlich vermittelt werden. Die neuen Interessenten waren einige male zu Besuch auf der Pflegestelle und hatten sich entschlossen die beiden zu nehmen. Da wir auch der Meinung waren das alles passt und sie ein schönes zu Hause bekommen, fuhren wir mit zwei Autos ca. 600km um das Pärchen dort abzugeben und das Neue Heim zu besichtigen. Nach Besichtigung von Haus und Garten stand jedoch für uns fest, hier können die beiden nicht bleiben. Auf Einzelheiten möchte ich hier nicht eingehen.
Da wir nur ca.150 Km. von Aalen entfernt waren, wurde Frau Brabandt informiert, die dann ganz schnell für Übernachtung sorgte und uns für den Abend zu sich einlud. Wir verbrachten einen schönen geselligen und unterhaltsamen Abend bei Fam. Brabandt. Anschließend wurden die beiden Neufis im Hotel in den Aufzug gepackt und ab ging es in die Hotelzimmer um am nächsten Tag die lange Rückreise anzutreten. Bei all dem Chaos was herrschte haben wir uns aber den Humor und den Spaß nicht nehmen lassen.
X… unser nächster Notneufi ( fast 12 Jahre !! ) wurde uns gebracht. Ohne Halsband, ohne Leine mit drei Scheiben altem harten Brot wurde er uns von den Vorbesitzern übergeben. Er war in einem erbärmlichen Zustand. Durch einen nicht behandelten Bandscheibenvorfall und einer Spastik an beiden hinteren Extremitäten konnte er nur sehr schlecht laufen. Er besaß keinerlei Muskulatur, konnte nicht bellen, denn seine Stimme hat er wegen einer nicht behandelten Erkrankung eingebüßt. Am Unterkiefer zeigten sich schwerste Verwachsungen ( Gen bedingte Tumore ). Bei der Tierärztlichen Untersuchung wurde bei dem armen Kerl auch noch eine Rechtsherzinsuffizienz festgestellt die eine Dauermedikation erforderlich macht .Bei normaler Fütterung würde der Rüde Durchfall bekommen. Bei uns bekam er dann hochwertiges Futter und nicht ein einziges mal Durchfall. Sein Fell war allerdings in einem sehr gepflegtem Zustand.!
C…7 Jahre, den ich dann holen musste, begrüßte mich wie einen alten Bekannten und sprang freudig in mein Auto. Dieser Neufi war so was von verfilzt und hatte triefende Augen und Ohren, aber er hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Meine Frau hat 5 Stunden mit seinem verklumpen Fell gekämpft und 5 Müllsäcke voll Fell entfernt. Auch C. wurde dem Tierarzt vorgestellt und auf Herz und Nieren untersucht. ( Bericht in Neufundländer in Not )
C. und Z. waren die nächsten Neufis denen wir dringend helfen mussten. Sie wurden allerdings sofort nachdem wir sie bei den Vorbesitzern abgeholt haben zu ihren neuen Besitzern gebracht. Fam. G. hatte zwei Tage vorher ihren Neufi über die Regenbogenbrücke gehen lassen müssen. Hier stimmte einfach alles. Neufi erfahrene Leute mit einem großen Garten und einem ebenso großen Herzen.
Diese beiden Neufis leben nun in einem wahren Paradies.
B…. und S….. ließen nicht lange auf sich warten. Bei strömendem Regen wurden sie uns gebracht ( der Himmel weinte ).
Auch diese beiden waren total verwahrlost. Da wir zu diesem Zeitpunkt schon 4 Neufis zu Hause hatten, musste dieses Neufis in einer anderen Pflegestelle untergebracht werden. Netterweise hatte sich ein Herr bereit erklärt die beiden kurzfristig zu nehmen. Wieder ging es kilometerweit mit den beiden im Gepäck. Die vorübergehende Pflegestelle stellte sich dann allerdings als nicht geeignet dar und wir haben die Neufis nach knapp einer Woche dort wieder abgeholt. Während dieser Woche wurde sehr viel telefoniert und gepostet.
Nun ging für die beiden die Reise erst richtig los. Durch eine Fahrkette in der sie dreimal die Fahrzeuge wechseln mussten, ging es Richtung München in eine dortige professionelle Pflegestelle.
Dort wurden sie auch geschoren und sofort einem Tierarzt vorgestellt. Die Hündin musste gleich operiert werden und der Rüde hatte schwerste Hautdefekte. Hiermit möchte ich mich bei allen bedanken die diese Fahrkette ermöglicht haben.
N……eine 10 Monate alte Hündin mit Verdacht auf sexuellen Missbrauch, wurde uns durch eine Fahrkette gebracht und wir trafen uns am Haus der Tierärztin. Von der jungen Hündin wussten wir nur dass sie Frauenunverträglich sein soll. Dort beim Tierarzt waren unter anderem 4 Frauen die sich gleich liebevoll um N. gekümmert haben. Zu keinem Zeitpunkt war von einer Aggressivität gegenüber Frauen etwas zu merken.
Im Gegenteil. N…hat Schmuseeinheiten von Frauen regelrecht eingefordert. Während der zwei Wochen in einer Pflegestelle bei Fam. G. zeigte sich die junge Hündin von ihrer besten Seite. Nun ist sie mittlerweile glücklich nach Holland vermittelt worden und hat sich dort auch schon sehr gut eingelebt.
F……. mit ihm wurde uns ein, durch langjährige Misshandlungen, extrem bösartiger Neufi, von einer belgischen Hunde-Nothilfe Organisation gebracht, den wir leider nach 8 Stunden wieder abholen lassen mussten! Unser Rudel kam zwar mit ihm klar, aber er knurrte mich nur an und meine Frau wurde von ihm sofort in Beschlag genommen und alles was sich meiner Frau näherte wurde angeknurrt und die Zähne wurden gezeigt. Leider wurde dieser Neufi von der belg. Hunde-Nothilfe seinem Peiniger wieder zurück gebracht.
Auch heute mache ich diesen ehrenamtlichen Job bei Neufundländer in Not mit Freude. Aber es war mir nicht Bewusst wie viel Elend bei so manch einem Neufi herrscht. Durch Trennung, Insolvenz, Krankheit oder auch andere Umstände kann jeder in eine solche Lage kommen. Aber ich denke man sollte im Interesse von seinem Hund früher reagieren und dringend benötigte Hilfe anfordern.
Leider kommen die meisten Neufis erst in einem verwahrlosten, unterernährten,kranken Zustand hier an. Es wurden keine Impfungen mehr durchgeführt und Tierarztbesuche wurden trotz akuten Erkrankungen nicht getätigt oder liegen oft auch Jahre zurück. Die Fütterung erfolgte meistens mit schlechtem Futter.
Bewundern muss ich Frau Brabandt, die in all den Jahren von so manch einem Züchter, Neufibesitzer oder auch von anderen Tierschutzorganisationen angefeindet, gar bedroht wurde und trotz alledem unbeirrt eine ganz tolle Arbeit leistet und sich mit aller Kraft Tag und Nacht für in Not geratene Neufundländer einsetzt.
Danke im Namen aller Neufundländer !!!!
Auch Frau Bianca Kowalski , die wir nun schon fast 12 Jahre kennen, die ebenfalls alles in Bewegung setzt wenn es um Notneufis geht, sowie alle mithelfenden aktiven und Pflegestellen möchten wir für ihren unermüdlichen Einsatz bei Neufundländer in Not hiermit danken.
Denn was hier an Telefonaten, gefahrenen Kilometern, Tierarztkosten, Medikamenten, Futterkosten usw. geleistet wird ist fast nicht zu beschreiben. Ganz zu schweigen von den Kosten die durch jeden neuen Nothund entstehen. Ganz besonders wenn bei der tierärztlichen Untersuchung oft erschreckende Diagnosen erstellt werden, die wiederum häufige Arztbesuche und OP`s sowie teure Medikamente erforderlich machen. Hier ist wirklich jede Spende erforderlich und kommt den Neufis zugute.
Pflegestelle von Neufundländer in Not e.V.
Im Bärengarten