Nach zwei aufeinanderfolgenden Neufundländerleben – so ca. 20 Jahre – sind wir ein bisschen alt und grau geworden und trauen uns eigentlich keinen Hund mehr zu. Zudem hat uns die jeweilige Todestrauer verzagt gemacht, das alles noch einmal durchstehen zu können..
Aber wie trist sieht dieser „ohne-Hund-Alltag“ aus? Spazierengehen kann man auch ohne Hund, klar, schließlich wohnen wir direkt am Wald. Und wie sieht die Realität aus? Täglich eine andere Ausrede: zu kalt, zu nass, zu trocken, zu viel Arbeit, zu müde, …! Also: alles Mist ohne Hund, nix läuft. Dann die gut gemeinten Ratschläge: „… in eurem Alter (58/62); nehmt doch wenigstens einen, den ihr auf der Rolltreppe im Arm tragen könnt …“. Du lieber Gott, so ein kleines Stückchen Hund – nee, das kann’s nicht sein! Und andere Gutmeinende stellen in Aussicht: „Endlich seid ihr wieder ungebunden!“
Dann werden wir im Internet fündig: Neufundländer in Not. Kaum zu fassen, welches Elend diesen gutmütigen Riesen widerfährt, mitten in Deutschland: gewissenlose Eigentümer, die ihr Tier verwahrlosen und verkommen lassen. Aber auch unter den Züchtern gibt es schwarze Schafe, ehrlose Halunken mit steinernem Herzen. Wir sehen uns immer wieder die Texte und Bilder an und wissen: Das ist es!
Kontaktaufnahme mit Frau Brabandt, der Vorsitzenden – und es dauert. Nicht, dass sie uns vergessen hätte, aber unsere Vorstellungen waren sehr konkret: möglichst Hündin, nicht zu alt und am liebsten ein Scheidungskind. Wir warteten und warteten und glaubten uns vergessen, bringen uns in Erinnerung. Als wir die Hoffnung schon fast aufgegeben haben, kommt unerwartet ein Anruf: da gibt es genau dieses Bärenkind – Hündin, nicht zu alt, Scheidungswaise. In großer Hoffnung: das Herz hüpft, wir fahren 300 Kilometer und begegnen WILMA. Es klingt wie ein kitschiger Schlagertitel, aber genau so war’s: Liebe auf den ersten Blick! Auf der Rückfahrt sagt mein Mann: „… wenn wir die nicht bekommen, will ich keine andere …!“
Die Eigentümer machen uns Hoffnung, aber nur ein bisschen. Es gibt noch weitere Aspiranten. Sie knüpfen Bedingungen: erst einmal Wilmas zukünftiges Zuhause inspizieren. Diese Verantwortlichkeit beeindruckt und gefällt uns. Ich glaube, wir kommen zueinander.
Und genau so wird es dann: nach nochmaliger Rücksprache mit Neufundländer in Not e.V. gibt es dann ein Treffen bei uns. Herrchen und Frauchen sehen sich alles sehr genau an, und dann – der neufundländergroße Stein fällt vom Herzen – sie sind einverstanden und überlassen uns ihr Bärenkind – schweren Herzens, das macht sie sympathisch.
Erst mal: ein bisschen Heulen vor Erleichterung, dann geht’s ans Praktische. Es wird alles wieder vorgeholt: Fressnäpfe, Spielzeuge, Badetücher zum Trocknen, Halsband und Leinen …
WIR HABEN WIEDER EINEN HUND!
Und was hat sich geändert? Leute, Ihr habt selber einen Neufi und wisst, wovon ich spreche:
– da gibt es wieder dieses schwarze Haar in der Suppe – ja und?
– Bei uns kann man nicht mehr vom Fußboden essen, aber guckt mal: wir haben einen schönen Esstisch mit vielen Stühlen!
Uta B.